Kaufberatung: Günstige E-Bikes

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E-Bikes unter 2.000 Euro ?

E-Bikes haben ihren Preis zu Recht. Doch wer weniger ausgeben will oder kann, muss deshalb nicht verzichten.  Wir haben sechs preiswerte  Modelle ausprobiert. Ergebnis: Man muss Abstriche machen, aber die Modelle sind alle brauchbar. 

Von Peter Barzel

Ein gutes E-Bike bekommt man ab etwa 2.500 Euro. Wem das zu viel ist und wer auf sinkende Preise setzt, wartet aber vergebens. Massenproduktion macht zwar Produkte billiger, aber nicht, wenn sie so arbeitsintensiv herzustellen sind wie E-Bikes. In der Preisklasse von 1.000,– bis  2.000,– Euro bietet der Markt derzeit rund 50 Modelle an. Die Preisstaffelung in unserem Test reicht von 1.249,– bis  1.999,– Euro. Die Auswahl steigt mit dem Preis. Spannend ist die Frage, welche Qualität man in dieser Preisklasse erwarten kann. Das Ergebnis unseres Tests zeigt: Preiswertere Modelle verlangen zwar Abstriche und Kompromisse in Ausstattung und Antriebstechnik, aber sie sind brauchbar. Die Modellauswahl zeigt, dass die Hersteller dabei unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Unsere Testkandidaten

 

Einfachere Ausstattung
Das ist beim E-Bike wie beim Fahrrad. Wenn es ums Geld geht, werden einfachere Komponenten eingebaut: Beleuchtung, Pedalen, Federsattelstütze, Sattel, Bremsen, Federgabel, Gepäckträger, Lenkergriffen sieht man im Neuzustand die einfachere Qualität oft nicht an. Sie halten nicht so lange oder wiegen schwerer. Außerdem wird beim E-Bike auch gerne am Display gespart und damit an der Fahrradcomputerfunktion wie bei drei der Testmodelle. Das ist ärgerlich, weil die Geschwindigkeit ohnehin erfasst wird, weil beim  E-Bike nach dem Pedelec-Prinzip der Motor bei 25 km/h abschalten muss.

Antrieb ohne Drehmomentsensor
Gerne wird bei preiswerten E-Bikes die Vorgängergeneration des Antriebs eingebaut. Meist aber werden einfache und preiswertere Antriebe eingesetzt. Sie unterscheiden sich weniger in der Qualität des Elektromotors, sondern viel mehr in der Anzahl der Sensoren und der Qualität der Motorsteuerung. Oft wird auf den Drehmomentsensor verzichtet, der die Trittkraft misst und danach die Motorunterstützung steuert. Ohne Drehmomentsensor wird die Unterstützung nur über die Trittfrequenz und die Fahrgeschwindigkeit gesteuert. Das heißt vereinfacht: schneller treten gleich mehr Unterstützungskraft. Die Auswirkungen: das Zusammenspiel von Muskel- und Motorkraft ist weniger harmonisch. Anfahren in einem schweren Gang mit wenig Pedalumdrehungen geht nicht, der Antrieb unterstützt verzögert, schiebt bei einer Tretpause zu lange nach oder setzt nach der Tretpause unerwartet stark wieder ein. Außerdem kann man die Antriebssteuerung ohne Drehmomentsensor „betuppen“: Wenn man möglichst kleine Gänge fährt und dabei schnell tritt, braucht man fast keine Kraft auf den Pedalen und der Motor unterstützt trotzdem bis zur Abschaltgrenze von 25 km/h – dann aber eben quasi alleine.

Weniger Akkukapazität
Der Akku ist das teuerste Teil am E-Bike. Weniger Akku-Kapazität senkt den Preis am meisten. Fast alle Testräder haben 400 Wh Akkus, die im Durchschnitt für mindestens 40–50 km reichen. Einige Hersteller bieten ihre preiswerteren Modelle wahlweise auch mit größerem Akku an: 100 Wh mehr kosten etwa 150 Euro Aufpreis.


Preiswerter geht nicht: Prophete Navigator 6.3 

Prophete Navigator 6.3: € 1.249,—

Prophete Navigator 6.3: € 1.249,—

Im Vorderrad unterstützt ein Motor der Eigenmarke Trio in fünf Stufen. Abhängig von der Trittfrequenz endet die Unterstützung in Stufe 1 etwa bei 13 km/h, Stufe 2 bei 16 km/h, in Stufe 6 dann bei 25 km/h. Obwohl ein Drehmomentsensor fehlt, setzt der Motor sehr direkt und maßvoll kräftig ein. Allerdings kann das nach einer Tretpause bei hoher Trittfrequenz unerwartet kräftig sein. Der Akku sitzt günstig in der Rahmenmitte.

Technische Daten Prophete Navigator 6.3

Motor: Trio 36 V Vorderradmotor
Akku: Sitzrohr / 360 Wh (Samsung)
Unterstützungsstufen: 5
Rahmen/Größe: Aluminium, Rh 46 cm
Gabel: Federgabel SR Suntour einstellbar
Schaltung: Nabe- Shimano Nexus Inter-7 Rücktritt
Bremsen: Hydraul. Felge Magura HS 11 + Rücktrittbremse
Beleuchtung: Axa Echo 15 / Axa Slim
Reifen:  Continental Cityride 42-622
Gepäckträger: No Name, Stahlrohr
Gewicht: 25,2 kg
zul. Gesamtgewicht: 150 kg
Preis: ab € 1.249,–
INFO:  www.prophete.de


Fazit
Das preiswerteste E-Bike im Testfeld funktioniert überraschend gut bei sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Highlight der Ausstattung sind die hydraulischen Felgenbremsen Magura HS11.


Nah am Fahrrad: BH Bikes Easygo Street EG 316

BH Bikes Easygo Street EG 316: € 1.599,—

Der kleine Motor im Hinterrad unterstützt dank Drehmomentsensor im Ausfallende sehr feinfühlig, in dieser Preisklasse ein Alleinstellungsmerkmal. Der kleine Akku unterm Sattel spart Kosten und Gewicht zugleich. Seitlich neben dem Lenkergriff bietet das kleine Display alle Fahrradcomputerfunktionen. Die einfache Federgabel schlägt beim Ausfedern leider ungedämpft an. Es fehlt ein Schloss am Akku.

Technische Daten BH Bikes Easygo Street EG 316

MOTOR: BH Emotion Hinterradmotor mit Getriebe
AKKU: an Sattelstütze / 216 Wh
UNTERSTÜTZUNGSSTUFEN: 4
RAHMEN/GRÖSSE:  Aluminium / 41cm
GABEL: BH Emotion Federgabel
SCHALTUNG:  Kettenschaltung Shimano Tourney TX-35, 7-Gang
BREMSEN: V-Brakes
BELEUCHTUNG: Nabendynamo / Spanninga Micro FF / Spanninga
REIFEN: Hang Zhou 44-559
GEPÄCKTRÄGER: BH Aluminium
GEWICHT: 20,5 kg
ZUL. GESAMTGEWICHT: 150 kg
PREIS: ab € 1.599,–
INFO:  www.bhbikes.com

 

Fazit
Konzentration auf das Wesentliche führt zu einem preiswerten E-Bike nah am normalen Fahrrad, das sich überzeugend gut fährt. Die Rahmengröße passt allerdings nur kleinen Fahrer/innen.


Einfacher Standard: Velo De Ville EA 80

Velo De Ville EA 80: € 1.699,—

Das Citybike hat einen Vorderradmotor von Ansmann mit 6 Unterstützungsstufen, wirklich spürbar unterstützt er nur in den Stufen 4, 5 und 6. Ohne Drehmomentsensor kommt beim Anfahren die Unterstützung zu spät und beim Abbremsen schiebt sie zu lange nach. Der Akku sitzt im Gepäckträger. Körbe können einfach angesteckt werden. Für einzelne Packtaschen fehlt der Platz für die Haken.

Technische Daten Velo De Ville EA 80

MOTOR: Ansmann Vorderradmotor FM 2.0 mit Getriebe
AKKU: Gepäckträger / 418 Wh (482 Wh)
UNTERSTÜTZUNGSSTUFEN: 6
RAHMEN: Aluminium / 53 cm
GABEL: SR Suntour CR85-E25 Federgabel, einstellbar
SCHALTUNG: Shimano Nexus 7-Gang (Option Rücktritt)
BREMSEN: Shimano V-Brakes + Rücktrittbremse
BELEUCHTUNG: Axa Echo15 / Axa Slim
REIFEN: Schwalbe Active Road plus 47-622
GEPÄCKTRÄGER: SL Bike Systemgepäckträger, max. 30 kg
GEWICHT: 26,5 kg
ZUL. GESAMTGEWICHT: 125 kg
PREIS: € 1.699,– (€ 1.819,–)
INFO: www.velo-de-ville.de

 

Fazit
Das EA 80 fährt gut, beim Antrieb gibt es aber deutliche Kompromisse. Wünschenswert: ein integrierter Fahrradcomputer. Unangenehm: Die LEDs der Bedieneinheit blenden bei Dunkelheit.


Für den Alltag gemacht: Victoria E-Urban 3.8

Victoria E-Urban 3.8: € 1.799,—

Der Mittelmotor von TransX unterstützt in seinen drei Stufen weniger stark als die Konkurrenz. Bergauf und, wenn es eilig ist, hilft die Boostfunktion: Sie bietet auf Knopfdruck (Taste S) Maximalleistung, unabhängig von der Unterstützungsstufe. Praktisch: der geschlossene Kettenkasten, der Systemgepäckträger, das hochwertige Rahmenschloss Defender von Axa, dessen Schlüssel auch auf das Akkuschloss im Gepäckträger passt.

Technische Daten Victoria E-Urban 3.8

MOTOR: TransX M16 C
AKKU: Gepäckträger / 396 Wh
UNTERSTÜTZUNGSTUFEN: 3 plus Boost
RAHMEN: Aluminium 6061 / 46 (26“), 48, 53 cm
GABEL: SR Suntour CR-8V, einstellbar
SCHALTUNG: Shimano Nexus 7-Gang Rücktritt
BREMSEN: Shimano V-Brakes + Rücktrittbremse
BELEUCHTUNG: Trelock Bike-i Uno LS 690/ Racktime Ivalo (B+M)
REIFEN: Schwalbe Energizer Plus 40-622 (47-559)
GEPÄCKTRÄGER: Racktime Systemgepäckträger, max. 25 kg
GEWICHT: 28,4 kg
ZUL. GESAMTGEWICHT: 130 kg
PREIS: € 1.799,–
INFO: www.victoria-fahrrad.de

 

Fazit
Viel E-Bike fürs Geld, aber leider ohne Drehmomentsensor nicht so sensibel auf die Pedalkraft reagierend. Die Boostfunktion gleicht diesen Mangel einigermaßen aus. Die Rücktrittbremse ist zu schwach.


Schickes Design: Winora X275.F

Winora X275.F: € 1.998,—

Die GT-Variante des TransX-Motors bietet kräftige Unterstützung in vier Stufen, allerdings ohne Drehmomentsensor beim Anfahren leicht verzögert und bei kurzen Tretpausen zu lange nachschiebend und zu kräftig wieder einsetzend. Federgabel und Gepäckträger sind modisch schick in der Rahmenfarbe grasgrün lackiert. Der Akku sitzt im Systemgepäckträger. Pluspunkt: die hydraulischen Felgenbremsen. Schwach: Der Scheinwerfer ist nur ein Positionslicht.

MOTOR: TransX M16 GT
AKKU: Gepäckträger / 400 Wh (500 Wh / 600 Wh)
UNTERSTÜTZUNGSSTUFEN: 4
RAHMEN: Aluminium 6061 / 46, 50, 54 cm
GABEL:  SR Suntour Nex-E25 Federgabel, einstellbar
SCHALTUNG: Shimano Nexus 7-Gang Freilauf
BREMSEN: Hydraulische Felgenbremsen Magura HS11
BELEUCHTUNG: Spanninga Kendo / Trelock LS 621
REIFEN: CST Breaker, 40-622
GEPÄCKTRÄGER: Racktime Systemgepäckträger, max. 25 kg
GEWICHT: 27,2 kg
ZUL. GESAMTGEWICHT: 130 kg
PREIS: 1.998 (2.148 / 2.298) Euro
INFO: www.winora.de

 

Fazit
Das X275.F fährt sich flott und mit Spaß. In dieser Preisklasse unüblich: Fahrradcomputerfunktionen fehlen. Vorsicht: Bei höherer Geschwindigkeit kann sich das E-Bike aufschaukeln, wenn man eine Hand vom Lenker nimmt.


Sportlich flott unterwegs: Raleigh Stoker Impulse 9

Raleigh Stoker Impulse 9: € 1.999,—

Der Impulse 2.0 Motor spielt in einer Liga mit Bosch, Panasonic und Co., ist aber die Vorgängerversion des aktuellen Impulse Evo. Um unter 2.000 Euro zu bleiben wurde bei Display, Gepäckträger, Scheinwerfer, Rücklicht und vor allem bei der Akkukapazität abgespeckt. 9-Gang-Kettenschaltung, blockierbare Federgabel und hydraulische Scheibenbremsen unterstreichen die leichte und sportliche Ausrichtung.

MOTOR: Impulse 2.0
AKKU: hinter Sitzrohr / 396 Wh (522 Wh)
UNTERSTÜTZUNGSSTUFEN: 3
RAHMEN: Aluminium / 46, 50, 55 cm
GABEL: SR Suntour Nex HLO Federgabel, blockierbar
SCHALTUNG: Kettenschaltung Shimano Acera 9-Gang
BREMSEN: Hydraulische Scheibenbremsen Shimano Acera
BELEUCHTUNG: Shimano Nabendynamo 3D37 / Axa Blueline 30 / Trelock LS 613
REIFEN: Schwalbe Energizer Life 40-622
GEPÄCKTRÄGER: Tour, V-Strebe, Aluminium
GEWICHT: 23,9 kg
ZUL. GESAMTGEWICHT: 135 kg
PREIS: € 1.999,– (€ 2.299,–)
INFO: www.raleigh-bikes.de

 

Fazit
Qualität zum Einsteigerpreis, bewährte Mittelklassetechnik und sehr gute Fahreigenschaften bietet das Stoker Impulse 9. Ohne Nabendynamo und mit Strom fürs Licht aus dem Akku würde es noch ein halbes Kilo weniger wiegen.

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