Fahrbericht: Ampler Curt

0

Kleines Schwarzes

(Wikipedia: Das kleine Schwarze (Franz. Petite robe noire; amerikanisches Englisch Little black dress, LBD) ist ein klassisch-elegant geschnittenes schwarzes Kleid.)

„E-Bike Online-Marken“ liegen seit einiger Zeit im Trend. Die Bikes werden im Direktvertrieb via Internet angeboten. Der Kauf beim Fachhändler findet nicht mehr statt. Die Händlermarge spart  der Hersteller ein und kann so das Bike zu einem attraktiven Preis dem Endverbraucher verkaufen. Funktioniert das? Wie fährt sich das Bike? Wir haben es ausprobiert und das stylische Ampler Curt aus Estland bestellt.

Von Christoph Wisberg

Richtig schick und schlank sieht es aus wie es „entpackt“ vor uns steht. Wie die anderen Bikes wird das Curt in einem Karton angeliefert. Das nötige Werkzeug, untergebracht in einer schönen Holzkiste, liegt ebenfalls in der Verpackung – schaut auch gut aus. Praktisch: Die Betriebsanleitung zum Aufbau ist direkt auf die Innenseite des Kartons gedruckt. Das geht schnell: Pedalen anschrauben, Reflektoren einklemmen, Lenker und Sattel einstellen – fertig!

Kein E-Bike auf den ersten Blick: Die Single-Speed Variante mit dem Gates-Carbon-Riemenantrieb wiegt ca. 13,5 kg. Durch das gute Handling in Alltag ist das Curt ein echtes City-Bike für kurze Strecken.

Der An/Aus-Schalter und die Aufnahme für den praktischen, magnetischen Roseberger-Stecker des Ladegerätes.

 

Der Akku ist bereits voll aufgeladen. Auf der linken Seite, unten am Rahmen, ist die Aufnahme für den Stecker mit An/Aus-Schalter verbaut. Über diesen Knopf lassen sich auch die zwei verschiedenen Fahrmodi wählen: Modus 1: Normal – 25 km/h, 250 W, 100% +  Modus 2: Boost – 25 km/h, 250 W, 150%. Wenn der Schalter eine Sekunde gedrückt und dann wieder losgelassen wird, schaltet sich Vorder- und Rücklicht ein. Praktisch im Alltag: Das E-Bike behält immer die letzte Einstellung bei.

„Da der Akku im unteren Rahmenrohr fest eingebaut ist muss das Bike trotzdem zum Fachhändler in die Werkstatt, damit dieser ausgetauscht werden kann.“

Made in Estland by Ampler Bikes.

Da der Akku im unteren Rahmenrohr fest eingebaut ist muss das Bike trotzdem zum Fachhändler in die Werkstatt, damit dieser ausgetauscht werden kann. Die Batterie kann auch nicht entnommen werden um diese aufzuladen. Wer also beispielsweise nur in seiner Wohnung die nächste Steckdose hat muss das Rad mitnehmen. Praktisch in der Bedienung ist der magnetische Roseberger-Stecker des Ladegerätes. Ampler gibt an das die vollständige Ladezeit 2,5 Stunden beträgt. Der LED-Ring um den An/Aus-Schalter zeigt den aktuellen Ladezustand an. Die Reichweite gibt der Hersteller mit 45 – 100 km, je nach Gelände und Einstellung der Unterstützung, an. Bei unseren Testfahrten durch die City konnte der Akku circa 50 Kilometer durchhalten.

Da das Curt mit keinem Display ausgestattet ist bietet der Hersteller alternativ eine eigene App an für IOS oder Android. Diese bietet verschiedene Funktionen, wie z.B.: An und Ausschalten der Beleuchtung, Anzeige der Reichweite, Steuerung der Beschleunigung, Einstellung der Unterstützung des Motors, Installation von Updates für die Elektronik, Aufzeichnung von Strecken, etc. Übrigens, wer eine ausführliche Bedienungsanleitung wünscht, kann sich auf der Ampler-Website das ausführliche Benutzerhandbuch im PDF-Format laden.

„Dank des reduzierten Designs wird das Curt nicht als E-Bike auf den ersten Blick identifiziert.“

Dank des reduzierten Designs wird das Curt nicht als E-Bike auf den ersten Blick identifiziert. Da wir die Variante als Single-Speed mit dem Gates-Carbon-Riemenantrieb ausgewählt haben, bringt es gerade mal 13,5 kg auf die Waage und die verbaute Carbon-Gabel unterstützt das Leichtgewicht natürlich. Das erleichtert natürlich auch das Handling im Alltag. In dieser Version ist es für uns ein gut geeignetes Bike für die City um kurze Strecken zu fahren. Wahlweise bietet Ampler aber auch eine 10 Fach Kettenschaltung (Shimano Deore M6000) für dieses Modell an. Auffallend ist die gute Beschleunigung aus dem Stand. Im Modus 2 geht es dann noch etwas kräftiger zur Sache. In jedem Fall regelt der Motor aber bei 25 km/h ab.

Passend zu einem sportlichen Pedelec hat der Hersteller einen 250 W Hecknabenmotor eingebaut. Ebenfalls klein, schwarz und so unauffällig das einige Interessierte während unserer Fahrten die Frage stellten ob das etwa ein E-Bike sei? Die Kraft des Motors ist für dieses Bike vollkommen ausreichend. Die Antriebsgeräusche sind sehr leise – in der Geräuschkulisse des normalen Straßenverkehrs gar nicht hörbar. Die Abstimmung des Sensors auf den Motor ist gut gewählt. Schon beim ersten Tritt in die Pedale liefert er dem Fahrer den gewünschten Vortrieb.

„Ausgestattet mit zwei Shimano M6000 Scheibenbremsen stoppt das Leichtgewicht wunderbar.“

Federelemente sind nicht vorhanden. Die schmalen, pannengeschützten Reifen, Modell: Continental Grand Prix 4-Season, aufgezogen auf leichten Hohlkammerfelgen, zeigen in der Praxis ein wunderbar leichtes, schnelles Fahrverhalten – sofern man sich auf gut asphaltierten Straßen bewegt. Ausgestattet mit zwei Shimano M6000 Scheibenbremsen stoppt das Leichtgewicht wunderbar.

Auch die Beleuchtung geht in Ordnung: Die fünf integrierten roten LED-Lämpchen in der Sattelstütze passen gut zum reduzierten Look des Bikes. Der vordere Scheinwerfer, Marke: Busch + Müller, bietet bei Dunkelheit eine gute Lichtausbeute.

Passen gut zu dem reduzierten Look: die fünf roten LED-Lämpchen in der Sattelstütze dienen als Rücklicht.

Wir sind Curt ausgiebig gefahren und haben den originalen Sattel und die Pedalen ausgetauscht. Erster ist, wie leider bei vielen Bikes in der Serienausstattung, nichts Besonderes. Wir empfanden diesen als echte Zumutung für den Allerwertesten und ersetzten ihn daher durch einen guten und bequemeren Ledersattel – den Brooks B17, das Flaggschiff von Brooks für Trekking und MTB. Die Pedalen haben wir ebenfalls gewechselt. Die mitgelieferten Plattform-Pedalen bieten zwar eine ausreichend breite Auflagefläche, aber nicht genügend Grip. Bei einem Bike in dieser Preisklasse sollten diese beiden Komponenten hochwertiger ausgewählt werden. Der Preis für unser Testbike liegt zurzeit bei 2.817 Euro, egal ob Singlespeed oder mit 10 Fach Kettenschaltung (Shimano Deore M6000).

Weitere Infos: www.amplerbikes.com

Fotos: Christoph Wisberg / Ampler Bikes OÜ

Share.

Comments are closed.