Fahrbericht: BH Easymotion Easygo Race / Neo Carbon

0

E-Bikes aus dem Baskenland

Der spanische Traditionshersteller BH Bikes hat eine eigene E-Bike-Linie entwickelt  und setzt vor allem auf sportliche Modelle.

Von Peter Barzel   Fotos: Hersteller / Peter Barzel

BH -Bikes? Nie gehört. Das geht selbst langjährigen Fahrrad-experten so. In Spanien jedoch, genauer im Baskenland, ist der Name so fahrradtypisch wie hierzulande die
Marken Hercules, Kettler oder Kalkhoff.

1909 gründeten die drei Brüder Cosme, Domingo und Juan Beistegui Albistegui in der Waffenstadt Eibar, 50 km östlich von Bilbao, die Firma Beistegui Hermanos (Gebrüder Beistegui). Nach dem Ende des ersten Weltkrieges vollzog das Unternehmen eine 180-Grad-Wende vom Waffenhersteller zum Fahrradproduzenten. Mit leichten, wendigen und zuverlässigen Rädern hat sich BH schnell am heimischen Markt etablieren können und ist heute als Vollsortimentler eine der erfolgreichsten Fahrradmarken in Spanien, vom Kinderrad bis zum Radsport.

Siebenmal fuhr der Gewinner der spanischen Radrundfahrt Vuelta de Espana zwischen 1935 und 1986 auf einem BH ins Ziel und bis heute ist BH Ausrüster von bekannten Radsportteams wie Liberty Seguros oder AG2R. 1959 zog man 50 Kilometer weiter südlich in das größere Vitoria-Gasteiz, heute eine Stadt mit 240.000 Einwohnern, die 2012 zur Umwelthauptstadt Europas gekürt wurde. Wie die Stadt Vitoria so ist auch das Familienunternehmen BH Bikes innovativ und nachhaltig zugleich. Vor allem mit den E-Bikes kommen die Basken nun nach Deutschland, dem größten E-Bike-Markt in Europa. Und das zu interessanten Preisen.

Eigene E-Bike-Linie

9-A-TecIBSPan

BH hat außer sportlichen E-Bikes auch E-City- und E-Trekking-Bikes im Programm.

Eigenen technischen Entwicklungen im Rahmenbau und bei vollgefederten Mountainbikes folgte in den letzten Jahren eine eigene E-Bike-Linie. Dabei setzt BH außer den Mittelmotoren von Bosch, Panasonic und Shimano auf Vorder- und Hinterradantriebe aus Japan unter dem Markennamen Emotion, exklusiv in Europa.

Die Emotion-Antriebe sind in den Modellreihen Evo, Nitro, Neo und Easygo eingebaut. Bei allen Modellen geht es um unauffällige Integration der elektrischen Zusatzunterstützung. Bei den Easygo-Modellen für die urbane Kurzstrecke steckt der kleine Akku in einer Tasche unter dem Sattel, bei den anderen Modellreihen in einer formschlüssigen Box, die in das Unterrohr des Rahmens integriert ist. Zum Laden kann die Batterie entnommen werden. Die Emotion-Motoren sind mit einem Getriebe ausgerüstet. Damit ist zwar keine Rekuperation möglich, doch dafür rollen die E-Bikes auch ohne Motorunterstützung so leicht wie Fahrräder.

Display oder Smartphone

Das Display ist abnehmbar und zeigt alle wichtigen Daten an.

Das Display ist abnehmbar und zeigt alle wichtigen Daten an.

Option: Smartphone statt Bedienungsdisplay.

Option: Smartphone statt Bedienungsdisplay.

Das kleine Display sitzt an der Seite neben dem Lenkergriff und zeigt Unterstützungsgrad, Ladezustand der Batterie, Geschwindigkeit, gefahrene Strecke und die Fahrzeit an. Dieses Display ist abnehmbar und kann für einen Aufpreis gegen eine Bluetooth-Box getauscht werden. Mit der Bluetooth-Box und der zugehörigen App kann die Motorunterstützung dann über das Smartphone gesteuert werden. Außerdem bietet die App Einstellungsfunktionen für die Motorsteuerung, eine Systemdiagnose der Sensoren und der Batterie sowie die Aufzeichnung von Fahrdaten und Wegstrecke. Der Kraftsensor sitzt im Ausfallende und die Kabel verlaufen weitgehend innerhalb des Rahmens.

Knackiges Singlespeed zum günstigen Preis

Easygo Race heißt das Modell, das derzeit am meisten nachgefragt wird. Das schicke Singlespeed mit dem kleinen Hinterradmotor in den roten Hochprofilfelgen trifft den urbanen Zeitgeist. Es bietet das für diese Art Bikes typische, knackige Fahrverhalten bei sportlicher Sitzposition. Die lange Übersetzung von 6 m passt zur Pedelecgeschwindigkeit von 20–25 km/h. Beim Anfahren gibt das Getriebe zwar ein paar ächzende Geräusche von sich, zeigt sich aber sonst eher geräuscharm. Mit steilen Anstiegen kommt der Motor gut zurecht. Nur an der Abschaltgrenze von 25 km/h wünscht man sich mehr Gänge, weil je nach Unterstützungsgrad der Motor etwas störend an- und abschaltet. Mit 16 kg (gewogen) und für 1.325 Euro ist das Easygo Race eine echtes Leichtgewicht, auch weil ihm Beleuchtung, Gepäckträger und Schutzbleche stilgemäß fehlen, eher preiswerte Komponenten verbaut sind und der Akku mit nur 216 Wh halb so schwer ist und halb so lange reicht wie der aktuelle Standard von 400 Wh.

easygo_race

Sportlich, leicht und mit Ständer

Das Neo Carbon fährt sich so sportlich wie es aussieht in gemäßigt sportlicher Sitzhaltung. Überraschend ist der serienmäßige Seiten-ständer, der das Rad beim Abstellen vor dem Umfallen schützt. Denn Rahmen und Gabel sind aus Carbon. Deshalb wiegt das Neo Carbon trotz 432 Wh Akku im Rahmen und mit Motor im Hinterrad nur 19,2 kg (gewogen). Mit der 30-Gang-Kettenschaltung (Shimano 105) lässt es sich schnell beschleunigen und man findet auch mit Motorunterstützung immer den passenden Gang für die persönliche Trittfrequenz. Das hilft insbesondere an der Abschaltgrenze von 25 km/h: Einfach einen Gang runter schalten und es bleibt ein angenehmer Tretwiderstand ohne dass man an Geschwindigkeit verliert oder sich auspowert. Vier Unterstützungsstufen gibt es: Eco und Standard unterstützen mäßig, bei Sport und Boost gibt es richtig Schub. Für die flotte Fahrt reicht die Stufe Sport, auch bergauf. Das macht sich allerdings im Verbrauch bemerkbar. Nach 40 km hügeliger Strecke war der Akku leer. Auch der Preis sorgt für Schub: 2.299 Euro sind ein sehr günstiges Angebot.

neo-carbon

Share.

Leave A Reply