Die Tasche, die bleibt
Wenn der tägliche Arbeitsweg eher wie eine kleine Expedition daherkommt – morgens Nieselregen, mittags Gegenwind, abends Laptop, Lunchbox und Laub in der Tasche –, dann ist man froh über jede Ausrüstung, die nicht schwächelt. Chrome Industries hat sich mit urbaner Funktionalität längst einen Namen gemacht, und die Holman Pannier zeigt: Die können nicht nur Messenger Bags, sondern auch ernstzunehmende Gepäckträgertaschen.
Von Christoph Wisberg
Der Name klingt ein bisschen wie eine alte Spülmaschine aus den USA – Holman Pannier –, tatsächlich handelt es sich um eine ausgesprochen robuste, wetterfeste Packtasche, die mit durchdachten Details mehr kann, als nur am Hinterrad mitzuhoppeln.
Design: Rolltop statt Rollkragen
Was sofort auffällt: Das Ding sieht gut aus. Kein verspielter Outdoor-Kitsch, sondern klare Linien, dunkles Material, urbane Schlichtheit. Der Rollverschluss macht sie nicht nur erstaunlich aufnahmewillig, sondern auch angenehm variabel – je nach Inhalt und Wetterlage. Ein abnehmbarer Schultergurt (38 mm, wie Chrome stolz betont) sorgt dafür, dass man die Tasche auch abseits des Fahrrads ganz gut tragen kann, ohne wie ein Kurierfahrer auf Freigang auszusehen.
Innenleben: Mehr Schutz als die Kanzlerin a. D.
Herzstück ist das gepolsterte Laptopfach – ausgelegt für Geräte bis 28 × 31 cm, also die meisten Notebooks. Außen gibt’s ein Reißverschlussfach für Dinge, die man schnell braucht: Schlüssel, Portemonnaie, Snacks. Oder alles gleichzeitig, wenn man’s eilig hat. Unten findet sich ein bombensicheres Klettverschlusssystem, das sich an nahezu jedem Gepäckträger oder Rahmenrohr festkrallt – bis 5 cm Durchmesser.
Praxis: Alltagstauglich ohne Allüren
Ich habe die Holman über Wochen getestet – bei Sonne, bei Wind, bei Wetter, das die meisten Menschen dazu bringt, lieber gleich zu Hause zu bleiben. Ob auf dem Arbeitsweg, beim Einkauf oder als spontane Reisetasche fürs Wochenende: Das Ding hält dicht, bleibt formstabil und macht keine Zicken. Ich habe die Holman auf verschiedenen Rädern aus unserem Presse-Testfuhrpark ausprobiert – vom Stadtrad bis zum Tourenbike. Dank der verstellbaren Gurte passte sie eigentlich immer. Einzige Voraussetzung: Ein Gepäckträger muss vorhanden sein. Besonders praktisch empfand ich die Tasche bei Terminen in der City. Laptop und Arbeitsgedöns rein, ankommen, abnehmen – und dank des breiten Schultertragegurts lässt sie sich angenehm tragen, ohne dass man sofort nach dem nächsten Café mit Garderobenhaken suchen muss. Das gilt übrigens auch für den Supermarkt um die Ecke. Die Holman macht auch bei alltäglichen Einkäufen eine gute Figur – funktional, aber unaufgeregt.
Nachhaltigkeit & Garantie: Die Moral von der Tasche
Das Material besteht aus recycelten Komponenten, was einem nicht direkt ins Gesicht springt – aber gut zu wissen ist. Ebenfalls erfreulich: die lebenslange Garantie auf Material- und Verarbeitungsfehler. Das ist nicht nur ein Marketingversprechen, sondern ein echtes Statement. Denn wer sich traut, auf Lebenszeit zu garantieren, hat offenbar Vertrauen in sein Produkt. Oder sehr gute Juristen.
Fazit: Alltagstauglich. Preislich nachvollziehbar. Und robust sowieso.
Die Holman Pannier kostet 100 Euro. Das klingt im ersten Moment nach Oberklasse – relativiert sich aber schnell, wenn man sie im Alltag nutzt. Denn sie ersetzt mit Leichtigkeit einen Rucksack, eine Laptoptasche und die klassische „Ich-nehm-schnell-noch-was-mit“-Tüte aus dem Supermarkt. Wir hatten in der Vergangenheit schon ähnliche Konzepte im Test – auch von renommierten Marken wie Ortlieb oder Vaude. Und wer dort bei den besseren Modellen landet, ist preislich schnell in derselben Größenordnung – und auch drüber.
Die Holman spielt also nicht nur funktional in dieser Liga mit, sondern auch preislich – zumal bei Chrome ein Hauch von Lifestyle dazugehört, der eben mitfinanziert werden will. Auf den ersten Blick wirkt sie wie die stylishe, gut aussehende Blondine, die sich dann aber überraschend charmant, pünktlich gegen 20 Uhr zur Tagesschau, in eine kalte Kiste Bier verwandelt. Oder genderneutral gesagt: überraschend praktisch für eine:n, die:der eigentlich nur gut aussehen wollte – für unsere Redaktion steht fest: sie:er ist eine:r, die:der bleibt. 🙂






