Schöner Fahren
Ein E-Bike zwischen Pendlerroute und Panoramastraße – und mit einem Lack, der Geschichten erzählt.
Von Christoph Wisberg
Manche Fahrräder sehen aus, als wollten sie etwas beweisen. Mehr Watt, mehr Carbon, mehr App. Und dann gibt es das Coboc Skye Belt – ein E-Bike, das einfach sagt: „Steig auf, wir kommen schon klar.“ An einem verregneten Dienstag kam es bei uns in der Redaktion an. Farbe: ivory metallic. Klingt harmlos, sieht aber aus wie das, womit man in den Achtzigern einen Lamborghini in der Hamburger Herbertstraße lackiert hätte um den „schönen Klaus“ neidisch zu machen. Nur dass das hier nicht protzig wirkt – sondern edel, fast bescheiden. Der Lack ist perlmuttweiß, das Finish makellos. Kurz gesagt: ein Rad, das glänzt, ohne zu glitzern.
Light SUV auf Diät
Das Skye Belt stammt vom Heidelberger E-Bike-Spezialisten Coboc, einer Marke, die seit Jahren mit Understatement glänzt. Während andere ihre Motoren stolz wie Trikotsponsoren präsentieren, verbaut Coboc alles so, dass man fast vergisst, dass es elektrisch ist. Die neue Skye-Familie hat jetzt Zuwachs bekommen – das Skye Belt und das Skye Belt Di2. Beide setzen auf einen wartungsarmen Gates CDX-Riemenantrieb, leise, langlebig und sauber. Das Di2-Modell bringt zusätzlich eine elektronische Shimano-Schaltung ins Spiel.
Mit rund 19,3 Kilo ist das Skye Belt ein Leichtgewicht seiner Klasse. Der kompakte Bosch Performance Line SX-Motor liefert bis zu 600 W Spitzenleistung und harmoniert perfekt mit dem integrierten 400 Wh-Akku. Wer noch weiter fahren will, kann mit dem optionalen Range Extender (+250 Wh) den Radius spürbar vergrößern.
Auch die Ausstattung folgt dem Coboc-Prinzip „clever statt klobig“:
• Federgabel RockShox Recon Gold RL mit 80 mm Federweg
• Schwalbe Thunder Burt Evo-Reifen (57 x 622) – schnell auf Asphalt, sicher auf Schotter
• Supernova Mini 3 Frontlicht mit Tagfahr- und Fernlichtfunktion
• Büchel Nano COB-Rücklicht mit Verzögerungslicht, elegant ins Schutzblech integriert
• Gepäckträgersystem kompatibel mit Snap-It 2.0, Anhänger- und Kindersitztauglich
So entsteht ein E-Bike, das aussieht wie ein City-Flitzer, aber fährt wie ein Tourer. Oder anders gesagt: ein Light SUV im Designeranzug.
Design ohne Allüren
Optisch bleibt Coboc seiner Linie treu. Alles ist reduziert, durchdacht, funktional. Die Ladebuchse hat einen magnetischen Edelstahl-Tankdeckel, der fast zu schade ist, um ihn anzufassen. Die Kabelführung ist so aufgeräumt, dass man glaubt, Marie Kondo habe mitentwickelt. Und obwohl das
Rad voll ausgestattet ist – Federgabel, Schutzbleche, Lichtanlage, Gepäckträger – bleibt es sportlich elegant. Es gibt Fahrräder, die nach Technik klingen. Und dann gibt es solche, die nach Stil aussehen. Das Skye Belt gehört eindeutig zur zweiten Kategorie.
Praxis statt Prospekt
Im Alltag zeigt das Coboc Skye Belt, wofür es gebaut ist: für alles, was zwischen Pendelstress und Wochenendfreiheit liegt. Vom schnellen Weg zum Bäcker bis zum Großeinkauf auf dem Markt – das Rad macht alles mit, ohne zu murren. Taschen am Gepäckträger, Rucksack drauf, los geht’s. Kein Drama, kein Kettenöl, kein Nachdenken. Nur Fahren.
Auch größere Touren steckt das Skye locker weg. Eine besonders passende Gelegenheit bot sich, als wir auf die Nordseeinsel Norderney mussten – nicht zum Strandspaziergang, sondern, ganz praktisch, um an unserer Surfbox am Nordstrand noch etwas zu richten. Rund 50 Kilometer hin und zurück, mit ordentlicher Brise im Gesicht und salziger Luft in der Nase. Kein Zwischenladen nötig, kein Energie-Drama, kein Blick aufs Handy, ob’s noch reicht. Es reichte einfach. Stattdessen: entspanntes Gleiten durchs sprichwörtliche „deutsche Rentnerparadies“, vorbei an Strandkörben, Fischbrötchenduft und E-Bike-Kollegen mit doppeltem Akku, aber halbem Stil. Die Sitzposition bleibt auch nach Stunden bequem, der Riemenantrieb läuft flüsterleise, und der Motor schiebt so unaufgeregt an, dass man sich manchmal fragt, ob das wirklich Technik ist – oder einfach nur ein perfekt dosierter Rückenwind.
Fazit: Understatement mit Rückenwind
Nach ein paar Wochen im Alltag bleibt vom Coboc Skye Belt vor allem eines hängen: dieses Gefühl, dass ein E-Bike nicht laut, schwer oder übertrieben futuristisch sein muss, um Eindruck zu machen. Es begleitet einen, ohne sich aufzudrängen – ob zur Arbeit, zum Einkauf oder eben zur Surfbox auf Norderney.
Technisch macht es alles richtig: Der Motor zieht gleichmäßig, der Riemenantrieb bleibt sauber, die Bedienung ist intuitiv. Kein Blinken, Piepen oder App-Gedöns – einfach aufsteigen, losfahren, ankommen. Selbst nach längeren Touren steigt man nicht ab, weil man muss, sondern weil man’s halt irgendwann sollte. Beim Preis allerdings muss man kurz durchatmen: ab 5.699 Euro – das ist die obere Kante der Light-SUV-Klasse. So ein bisschen wie bei Apple: Man weiß, dass man Marke, Design und Ingenieurskunst mitbezahlt. Aber sobald man die bittere Pille geschluckt hat, will man’s nicht mehr hergeben. Genau dieses Gefühl stellt sich auch beim Skye Belt ein.
Das Skye Belt ist ein Rad für Menschen, die sich nicht mit Leistungsdiagrammen beschäftigen wollen, sondern mit dem Leben dazwischen. Für alle, die morgens lieber losrollen, als über die beste Unterstützungsstufe zu philosophieren. Kurz gesagt: Ein Bike, das funktioniert – und dabei besser aussieht, als es müsste. Elegant, leise, zuverlässig. Und mit einem Farbton, der beweist, dass selbst ein Hauch „Luden-Lamborghini“ edel wirken kann, wenn man ihn in Heidelberg baut.
Technische Daten (Kurzüberblick)
• Motor: Bosch Performance Line SX (250 W / 600 W Peak)
• Akku: 400 Wh integriert, optionaler Range Extender + 250 Wh
• Reichweite: bis zu 120 km (je nach Fahrweise)
• Antrieb: Gates CDX Riemen, optional Shimano Di2 elektronisch
• Gewicht: ca. 19,3 kg
• Federung: RockShox Recon Gold RL (80 mm)
• Reifen: Schwalbe Thunder Burt Evo (57 x 622)
• Licht: Supernova Mini 3 Frontlicht, Büchel Nano COB Rücklicht
• Rahmen: Tiefeinsteiger oder Diamant, drei Größen
• Gepäcksystem: Snap-It 2.0 kompatibel, Anhänger-/Kindersitz-tauglich
• Preis: ab 5.699 € (Skye Belt), ab 6.399 € (Skye Belt Di2)
• Farben: Ivory Metallic, Slate Grey, Ocean Green











